Selbstgemachtes Buch mit 500 Zeichenthemen

DIY Buch mit 500 Zeichenthemen | Laura Perlitz

Ich habe mir mein eigenes Buch mit 500 Zeichenthemen á la Kasey Golden gebastelt. Du kennst Kasey Golden nicht? Schäm Dich! Nein, Quatsch – Du solltest Dir aber mal Ihre Sachen ansehen. Sie ist eine meiner Lieblings-YouTuberinnen und eine tolle Illustratorin. Meiner Meinung nach ist sie eine der kreativsten Personen, auf die man im Internet stoßen kann. Ihre Videos sind einzigartig und witzig.

Sie hat auf YouTube eine Videoserie, in der sie das Buch 500 Drawing Prompts von Piccadilly als Inspiration für ihre Illustrationen und Charaktere benutzt. Auf jeder Seite stehen ein bis vier Wörter, die man in seine Zeichnungen einbauen soll. Kasey kombiniert diese Themen in ein und derselben Illustration, je nachdem wie viele zusammen auf einer Seite stehen. Zuerst skizziert sie verschiedene Ideen direkt in dem Buch und anschließend setzt sie die beste Idee in einer fertigen Illustration auf einem losen Blatt Papier um. In ihren Videos erwähnt sie immer wieder, wie sehr ihr dieses Buch geholfen hat, aus einem KreaTief wieder herauszukommen. Es soll auch super bei der Ideenfindung für neue Illustrationen helfen und einen motivieren, Dinge zu zeichnen, die man sonst nie zeichnen würde. Es ist also generell eine gute Übung und nebenbei springen auch noch verschiedenste Illustrationen für Deinen Portfolio dabei heraus. Die wichtigste Regel ist, dass keine Seite übersprungen werden darf!

Ich habe jedenfalls entschieden, dass ich das auch ausprobieren möchte, wollte aber nicht das gleiche Buch wie Kasey verwenden, weil ich nicht möchte, dass meine Ideen von ihren beeinflusst werden.

Ich habe eine andere Bücherserie auf Amazon gefunden, die dem schon sehr nahe kommt, was ich eigentlich suche. Es handelt sich dabei um 642 Things to Draw, wovon es schon viele Nachfolgeeditionen gibt, z.B. 712 More Things To Draw oder 642 Tiny Things to Draw. Es gibt sogar Varianten für Kinder, die Young-Artist’s-Ausgaben. Ich wollte allerdings nicht nur Dinge, sondern auch abstrakte Ideen als Aufgaben haben – natürlich nicht ausschließlich, aber ein guter Mix wäre schon ganz schön. Weil ich nichts finden konnte, was meinen Anforderungen exakt entspricht, habe ich mir überlegt, dass ich mir auch mein eigenes Aufgabenbuch bauen könnte. Und so habe ich es gemacht:

1) 500 Zeichenthemen generieren

Ich habe einen Wort-Generator fürs Englische verwendet, weil meine meisten Follower in den Social Media kein Deutsch können und ich die Ergebnisse so besser mit ihnen teilen kann. Für mich selbst spielt die Sprache der Aufgaben sowieso keine Rolle. Dieses Tool habe ich dafür verwendet: https://www.randomlists.com/random-words.

Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn der Großteil der Wörter Substantive und ein kleinerer Teil Adjektive und Verben sind. Deshalb habe ich von dem Tool 300 Substantive und jeweils 100 Adjektive und Verben ausspucken lassen. Natürlich muss man gerade im Englischen beachten, dass die Wortkategorien nicht immer eindeutig sind (z.B. kann hunt die Jagd oder das Verb jagen meinen). Diese Zweideutigkeit finde ich aber gar nicht schlimm, weil das so mehr Raum für die Interpretation der Themen lässt.

Zuerst habe ich also die Kategorie nouns ausgewählt und die Anzahl auf 300 gesetzt. Dann habe ich die ausgegebene Liste nach Excel kopiert und alle Pluralformen in Singularformen umgeändert, weil ich später die Duplikate entfernen wollte. Ich wollte nicht gleichzeitig die Wörter hand und hands in meiner Liste haben. Danach habe ich die Duplikate über Daten -> Duplikate entfernen gelöscht. Darüber hinaus habe ich auch manuell ein paar Wörter entfernt, die einander zu ähnlich waren (z.B. simple vs. simplistic unter den Adjektiven) oder die mir zu wenig Eigenbedeutung besaßen bzw. zu abstrakt waren (z.B. thing, stuff, statement). Man könnte das jetzt schummeln nennen, aber ich wollte sicherstellen, dass ich mit diesem Buch auch Spaß habe und nicht nach der dritten Seite aufgebe. Insgesamt habe ich etwa 20 Substantive gelöscht und dafür 20 neue generiert, sodass ich am Ende auf die 300 gekommen bin.

Das Gleiche habe ich dann für die Adjektive und die Verben gemacht, nur dass ich jeweils 100 generiert habe. Ganz am Ende habe ich noch einmal Duplikate gelöscht (wegen eben jener Zweideutigkeit von Wortarten) und die Liste noch einmal mit etwa 5 neuen Substantiven aufgefüllt.

2) Wörter in eine zufällige Reihenfolge bringen

(wer sich mit Excel und seinen Funktionen auskennt, kann diesen Teil überspringen)

Ich bin mir sicher, dass es hier auch eine leichtere oder schnellere Methode gibt, aber ich mache es so: Mithilfe der Excelfunktion ZUFALLSZAHL kann man Listen super randomisieren.

Es ist sehr leicht, die Funktion in jede Zelle neben den Aufgabenwörtern zu kopieren, indem man das kleine Quadrat in der unteren rechten Ecke der Zelle doppelt anklickt (wenn man mit der Maus darüberfährt, erscheint ein kleines Kreuz).

Zufallszahl in Excel generieren  Wortliste durch Zufallszahl randomisieren mit Excel

Das einzige, was Du jetzt noch tun musst, ist, die ganze Liste nach der Größe der Zufallszahlen in Spalte B zu sortieren (Start -> Sortieren und Filtern -> Aufsteigend/Absteigend).

3) Anzahl von Wörtern in zufällige Reihenfolge bringen

Ich wollte außerdem randomisieren, welche und wie viele Wörter zusammen auf welcher Seite stehen und zwar alternierend zwischen einem und drei Wörtern pro Seite. Die Doppelthemen sollten den Hauptteil des Buches bilden, da diese einem sehr gut helfen können, kreativ zu werden, einen aber nicht allzu sehr einschränken. Deshalb habe ich festgelegt, dass ich 150 Seiten mit jeweils zwei Wörtern haben möchte – es bleiben also 200 Wörter übrig. Der einfachste Weg, diese noch einmal aufzuteilen, ist es, 50 Seiten mit einzelnen Wörtern zu haben und 50 Seiten mit jeweils drei Wörtern. Das Buch wird also insgesamt 250 Seiten haben, was wiederum 250 Illustrationen bedeuten sollte… hoffentlich.

Um die Reihenfolge der jeweiligen Wortanzahl pro Seite zu randomisieren, habe ich eine neue Liste in Excel erstellt, die 150 Mal die Zahl 2, 50 Mal die Zahl 1 und 50 Mal die Zahl 3 enthält. Diese Liste habe ich dann wieder in eine zufällige Reihenfolge gebracht.

4) Die Wörter aufschreiben

Für das Buch habe ich stinknormales Druckerpapier benutzt und es beidseitig beschrieben. Weil die eigentlichen Illustrationen wie bei Kasey auf separatem Papier oder in einem anderen Skizzenbuch entstehen und nur die ersten groben Skizzen in dem Buch gemacht werden, sollte das ausreichen. Wenn man sich die beiden Listen mit den Wörtern und den Zahlen von eins bis drei ansieht, erhält man für die ersten Seiten die folgende Konstellation: popcorn, brake und bad stehen auf der ersten Seite, cause, smile und foot auf der zweiten und decay und believe auf der dritten. Auf der vierten Seite wird das einzelne Wort continue stehen (oh Mann, mein Hirn grübelt jetzt schon, wie man dieses langweilige Wort umsetzen kann).

Indem ich die abgearbeiteten Wörter und Zahlen in abwechselnden Farben markiere, verhindere ich, dass ich durcheinander komme.Ich war so beeinflusst von Kaseys Buch, dass ich meine ersten Seiten auch mit einer Linie in gleich große Teile unterteilt habe. Erst nach vielen Seiten habe ich gemerkt, dass das ja gar nicht notwendig ist, wenn ich die Themen kombinieren möchte. Ärgerlich! Das 500 Drawing Prompts Buch sieht ja eigentlich vor, dass jedes Thema einzeln umgesetzt wird. Kasey übergeht das einfach und zeichnet über die unterteilenden Linien… naja… jetzt hat mein Buch eben einige Seiten mit und einige ohne Striche.

Wortliste organisieren in Excel

5) Das Buch zusammenfügen

Ich habe einen Kleber verwendet, der extra fürs Buchbinden gedacht ist. Wenn Du das auch so machen möchtest, dann vergiss nicht, vorn und hinten jeweils ein unbeschriebenes Blatt hinzuzufügen, weil das Cover darauf fixiert wird.Falls Du sehen möchtest, wie ich meine geklebten Skizzenbücher mache – ich verwende eine Methode, die Baylee Jae in diesem Video demonstriert. Das einzige, was ich anders gemacht habe, ist, dass ich kein Hardcover, sondern ein Softcover verwendet und einfach direkt gemustertes Bastelpapier auf die Blankoseiten geklebt habe. Den Buchrücken habe ich mit einem breiten metallischen Washi Tape abgeklebt und das Cover mit einem Sticker von Iraville dekoriert. Zuallerletzt hat das Buch noch den Titel Laura’s Book of 500 Prompts erhalten.

DIY Buch mit 500 Zeichenthemen (unterteilte Segmente) | Laura Perlitz

DIY Buch mit 500 Zeichenthemen (keine Segmente) | Laura Perlitz

Und was jetzt?

Ich hoffe, ich kann ein paar Leute dazu inspirieren, auch so ein Aufgabenbuch herzustellen. Der Vorteil ist, dass man die Aufgaben seinen Wünschen voll und ganz anpassen kann – was für Wörter sollen es sein, wie viele und in welcher Kombination. Das liegt ganz bei Dir. Was ich allerdings wichtig finde, ist, sich bei der Erstellung noch nicht zu viele Gedanken über die Inhalte der Wörter zu machen, weil das einen dahingehend beeinflussen kann,  diejenigen Wörter auszusortieren, die nicht unmittelbar eine Idee auslösen.Ich habe bereits die erste Illustration mit den Themen zinc und line erstellt und plane, diesen Blog als eine Serie weiterzuführen. Die nächsten Beiträge werden aber deutlich kürzer als dieser hier. Wenn es sich ergibt, wird es auch vielleicht das ein oder andere Video geben. Ich hoffe, Kasey ist mir nicht böse…Selbstgemachtes Softcover-Buch | Laura Perlitz